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Bundesregierung will Zehntausende Kilometer „Wasserstoffautobahn“ bauen

2023-07-24

Nach dem neuen Plan der Bundesregierung wird Wasserstoffenergie künftig in allen wichtigen Bereichen eine Rolle spielen. Die neue Strategie skizziert einen Aktionsplan, um sicherzustellen, dass der Markt bis 2030 aufgebaut wird.

Die Vorgängerregierung hatte 2020 die erste Fassung ihrer nationalen Wasserstoffstrategie vorgeschlagen. Die Regierung will nun die Bemühungen zum Aufbau eines nationalen Wasserstoffnetzes beschleunigen und mit importierten Zusätzen dafür sorgen, dass in Zukunft ausreichend Wasserstoffenergie zur Verfügung steht. Die zur Wasserstofferzeugung genutzte Elektrolytkapazität wird bis 2030 von 5 GW auf mindestens 10 GW steigen.

Da Deutschland bei weitem nicht in der Lage ist, ausreichend Wasserstoff selbst zu produzieren, werden weitere Import- und Speicherstrategien verfolgt. Die erste Fassung der nationalen Strategie sieht vor, dass bis 2027 und 2028 ein Startnetz von mehr als 1.800 km sanierten und neuen Wasserstoffleitungen entstehen soll.

Die Strecken werden teilweise durch das Programm „Important Projects of Common European Interest“ (IPCEI) gefördert und in ein 4.500 Kilometer langes transeuropäisches Wasserstoffnetz eingebettet. Bis 2030 sollen alle großen Stromerzeugungs-, Import- und Speicherzentren an relevante Kunden angeschlossen sein und Wasserstoff und seine Derivate vor allem in industriellen Anwendungen, schweren Nutzfahrzeugen und zunehmend in der Luft- und Schifffahrt zum Einsatz kommen.

Um den Transport von Wasserstoff über große Entfernungen zu gewährleisten, stellten die zwölf größten deutschen Pipelinebetreiber am 12. Juli außerdem ein geplantes gemeinsames „nationales Wasserstoff-Kernnetz“ vor. „Unser Ziel ist es, so viel wie möglich umzugestalten, nicht neu zu bauen.“ sagte Barbara Fischer, Präsidentin des Deutschen Übertragungsnetzbetreibers (FNB). Mehr als die Hälfte der künftigen Wasserstoffleitung wird von der derzeitigen Erdgasleitung umgebaut.

Nach aktuellen Planungen wird das Netzwerk eine Gesamtlänge von 11.200 km Pipelines umfassen und bis 2032 betriebsbereit sein. FNB schätzt die Kosten auf mehrere Milliarden Euro. Das Bundeswirtschaftsministerium bezeichnet das geplante Leitungsnetz als „Wasserstoffautobahn“. „Das Wasserstoff-Kernnetz wird Gebiete in Deutschland abdecken, von denen derzeit bekannt ist, dass sie große Mengen an Wasserstoff verbrauchen und produzieren, und so zentrale Standorte wie große Industriezentren, Speicher, Kraftwerke und Importkorridore verbinden“, sagte das Bundesenergieministerium.

Das vom deutschen Pipelinebetreiber geplante deutsche Wasserstoff-Kernnetz.Bildnachweis: Welt



In der noch nicht geplanten zweiten Phase, aus der in Zukunft immer mehr lokale Verteilnetze hervorgehen werden, soll bis Ende dieses Jahres ein umfassender Wasserstoff-Netzausbauplan in das Energiewirtschaftsgesetz aufgenommen werden.

Da das Wasserstoffnetz größtenteils durch Importe gefüllt ist, ist die Bundesregierung bereits mit mehreren großen ausländischen Wasserstofflieferanten in Gesprächen. Große Mengen Wasserstoff dürften über Pipelines in Norwegen und den Niederlanden geliefert werden. Der grüne Energiestandort Wilhelmshaven baut bereits große Infrastrukturprojekte für die Anlieferung von Wasserstoffderivaten wie Ammoniak per Schiff auf.

Experten sind skeptisch, dass ausreichend Wasserstoff für mehrere Verwendungszwecke zur Verfügung stehen wird. Allerdings herrscht in der Pipelinebetreiberbranche Optimismus: Wenn die Infrastruktur erst einmal steht, wird sie auch Produzenten anziehen.


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